216.
Freiheits-Anleihe der provisorischen Regierung, Petrograd
EF
125 !
5 % Obl. 100 Rbl. 27.3.1917, #384849
Abb.
Ein ganzes Kabinett - das erste nach Abdankung des Zaren - hat als provisorische Regierung diesen umgangssprachlich auch als
“Friedensanleihe” bezeichneten Titel mit Ministertitel und Namen in Faksimile unterzeichnet. Voran steht der Ministerpräsident und
Innenminister Fürst G. E. Lvov, am Ende der Justizminister A. F. Kerenski. Die Anleihe, bekannt auch als die “Kerenski-Anleihe”,
begeben nach dem Sturz des Zaren, sollte die Finanzierung der russischen Freiheit sichern. Sehr dekorative graphische Gestal-
tung mit Abbildung des Taurischen Palastes in St.-Petersburg, das im Jahr 1789 für den berühmten Fürsten G. Potemkin gebaut
wurde. Anh. Kupons No. 6-10. (21)
217.
Ges. der Färbereien J. F. Watreme, Moskau
EF-VF
350 !
Anteilschein 1.000 Rbl. 29.6.1884. Gründerstück, #109
Abb.
Altes, bereits 1884 gegründetes Textilunternehmen. Namenspapier, ausgestellt auf Watreme, Originalsignaturen. Text in russisch.
Mit anh. restlichen Kupons. Extrem selten. (40)
218.
Ges. der Russischen Röhren-Walz-Werke, Moskau (33 Stücke)
EF-VF
200 !
Lot
5 % Obl. 500 F = 405 Mark von 1913.
Abb.
Gegründet 1890 von dem großen jüdischen Industriellen Albert Hahn (1824-1898), der ein Imperium für Röhrenwalzwerke und
Kunstwollhandel in Deutschland und in Russland aufbaute. Bereits 1881 errichtete Albert Hahn eine Handelsniederlassung in
Moskau. Das 1885 in Oderberg (k.u.k.-Monarchie, heute Bohumin in Tschechien) in Betrieb genommene Röhrenwerk war ausge-
richtet auf die Bedürfnisse des russischen Marktes. Da ein Standort direkt in Russland doch vorteilhafter erschien, entschloss sich
Albert Hahn, gemeinsam mit dem belgisch-französischen Unternehmen Chaudoir eine Röhrenfabrik in Russland aufzubauen. Sei-
ne Ges. der Russischen Röhren-Walz-Werke war in St. Petersburg ansässig, produziert wurde in Ekaterinoslaw. Mit der späteren
Ergänzung der Röhrenfertigung durch eine eigene Roheisen-, Stahl- und Halbzeugproduktion entwickelte sich das Unternehmen
zu einem bedeutenden Zentrum der russischen Schwerindustrie. Die in Gleiwitz unter der Firma S. Huldschinsky & Söhne fortge-
führte Hahnsche Röhrenfabrik besaß spätestens seit den 1880er Jahre gleichfalls ein Röhrenwerk in Russisch-Polen und zwar in
Sosnowiec (Quelle: Horst A. Wessel). Parallel zu der Gründung seines Stahlwerkes in Russland, errichtete Albert Hahn ein Stahl-
walzwerk in Großenbaum, heute Duisburg-Süd, damals das größte Werk der Stadt überhaupt. Diese Hahnschen Werke wurden
während der Arisierung von den Nazis an den Mannesmann-Konzern verkauft und in Stahl- und Walzwerke Großenbaum AG um-
benannt (in den 80er Jahren Mannesmann AG Hahnsche Werke). Arrangiert wurde diese Anleihe von der Deutschen Bank, der
Commerz- & Disconto-Bank in Berlin sowie der Banque Dubois de Mélotte und Nagelmackers & Fils in Lüttich. Dreisprachig rus-
sisch/deutsch/französisch. (111)
219.
Grosse Russische Eisenbahn-Gesellschaft, St.-Petersburg (17 Stücke)
EF-VF
250 !
Lot
2 x Obl. 500 Rbl. Silber 1.4.1859, 3 x 125 Rbl. Silber 1.1.1861, 8 x 125 Rbl. Silber 1880/81,
4 x 625 Rbl. Silber 1880/81.
Abb.
Sehr bedeutende Eisenbahn, gegründet 1857 durch die Pariser Bank Crédit Mobilier. Das mit einer staatlichen 5%igen Zinsga-
rantie versehene Aktienkapital betrug bei der Gründung 75 Mio. Rbl. Die Bahn war konzessioniert für die Strecken Petersburg-
Warschau, Moskau-Nishni-Nowgorod, Moskau-Feodosia und Orel-Libau (zusammen mehr als 4.300 km). Streckeneröffnungen:
Petersburg-Gatschina, 42 Werst, 1.11.1853; Gatschina-Luga, 86 Werst, 5.12.1857; Luga-Pskoff, 129 Werst, 10.2.1859; Pskoff-
Dünaburg, 241 Werst, 8.11.1860; Dünaburg-Landwarowo, 181 Werst, 9.5.1862; Landwarowo-Warschau, 371 Werst, 15.12.1862.
Die vollständige Eröffnung der Strecke Moskau-Nishni-Nowgorod fand am 13.8.1862 statt. In Warschau besaß die Gesellschaft
außerdem zwei Pferdebahnen und übernahm 1868 auch den Betrieb der Nicolai-Bahn. Rückseitig Text auch in französisch, eng-
lisch. Äußerst dekorativ gestaltetes Papier, illustriert von dem italienisch-französischen Maler Hercole Catenacci (1816-1884). Ca-
tenacci mußte 1831, des Carbonarismus verdächtigt, nach Korfu fliehen. Zuerst machte er Reisen nach Griechenland und in den
Orient, dann ließ er sich in Paris nieder, wo er vor allem bemerkenswerte Holzschnitte anfertigte. (20)
220.
Kaiserreich Russland, London
VF
100 !
5 % Ewige Rente 1. Buch 2. Serie Lit. D 720 Rbl. = 111 £ 1.3.1822 (größtenteils getilgte Anleihe,
ausstehend nur noch 85 Stücke), #91810
Abb.
Dreisprachig: vorderseitig russisch, rückseitig englisch/französisch. Oben rechts (quer) original signiert von
Nathan Rothschild
(1777-1836), dem Gründer des Londoner Bankhauses N.M.R. & Sons. Nathan Rothschild finanzierte die gegen Napoleon gerich-
teten Operationen Wellingtons und wertete die Niederlage Napoleons bei Waterloo spekulativ aus. Die hier angebotene Anleihe
wurde über 160 Jahre an der Londoner Börse notiert und gehandelt. (20)
221.
Kaiserreich Russland, London
VF
120 !
5 % Ewige Rente 1. Buch 2. Serie Lit. D. 960 Rbl. = 148 £ 1.3.1822, #75239
Ebenfalls oben rechts (quer) original signiert von
Nathan Rothschild
(1777-1836). (20)
222.
Kiewer Hypothekenbank (Banque Foncière de Kiev), Kiew (3 Stücke)
EF-VF
100 !
Lot
4,5 % Obl. 100 Rbl., #16808, 500 Rbl., #5070 und 1.000 Rbl., #19065 von 1898 (Serie 8).
Abb.
Kiew, die heutige Hauptstadt Ukraine, wurde lange vor der Wende zum 1. Jahrtausend gegründet und gilt als die “Mutter der rus-
sischen Städte”. 882 wurde Kiew von Großfürst Oleg zur Hauptstadt von Russland erhoben, bald darauf von Wladimir I. zur Wie-
ge des Christentums in Russland ernannt. Die Stadt am Dnjepr besaß eine eigene Börse und beherrschte vor allem den russi-
schen Zuckermarkt. Dreisprachig russisch/deutsch/französisch. (20)
223.
Laboratoire Chimique de St.-Petersbourg
EF-VF 1.400 !
Action 500 Rbl. von 1890. Gründeraktie (Auflage 1400), #715
Abb.
Die St. Petersburger Chemisches Laboratorium AG wurde 1890 gegründet zur Übernahme der 1860 von Dutfois errichteten und
seit 1882 unter der Firma Dutfois & Kollas betriebenen Parfümfabrik. In russisch/französisch. Eine der dekorativsten russischen
Aktien überhaupt, sechs herrliche Abb. mit Innen- und Außenansichten der Chemiefabrik. Doppelblatt, inwendig Übertragungs-
vorgang von 1904 auf den Botaniker Marie Henri Georges Poirault (1858-1936) und Dividendenstempel bis 1913. Eine große Ra-
rität, seit Jahren nur wenig mehr als 10 Stück bekannt. Aus alter Sammlung. (20)
224.
Moskauer Agrar-Bank, Moskau
VF
250 !
Actie 5 x 250 Rbl. von 1883 (9. Emission, Kapitalerhöhung um 1 Mio. Rbl.). #22541-45
Abb.
Gründung 1872. Zu den wichtigsten Gründern, die Anfang der 1870er Jahre die ersten Agrarbanken bzw. Hypothekenbanken ini-
tiierten, zählten die in Moskau und Odessa ansässigen deutschen, deutsch-jüdischen und griechischen privaten Bankhäuser, wie
z.B. Meyer & Co., I.E. Ginzburg, L.M. Rosenthal, M. Effrussi & Co., I. Skaramanga und die Gebrüder Solomon und Lasar Polja-
kow. Aktientext russisch, Firmenname auch deutsch/französisch, die rückseitigen Statuten russisch/deutsch. Dekorative Gestal-
tung im Historismus-Stil. Mit Kupons. (20)
35
Los Gattung
Grad Ausruf !