Page 143 - Katalog HSK-Auktion XXXII

Basic HTML Version

Deutschland vor 1945
868.
A. Riebeck’sche Montanwerke AG, Halle a/S.
VF
600 !
Aktie 1.000 Mark April 1911 (Auflage 7000, R 10), #17469
Abb.
Das von Kommerzienrat Riebeck begründete Unternehmen wurde 1883 im Zuge der Auseinandersetzung unter seinen Erben eine AG,
1888 übernahm ein Bankenkonsortium alle Aktien. Grundlage des Unternehmens waren Dutzende von Braunkohlengruben im Oberröb-
linger, Zeitz-Weissenfelser und im Halle’schen Bezirk. Ein weiterer wichtiger Geschäftszweig war die Verarbeitung des in Schwelereien
gewonnenen Teers auf Mineralöle und Paraffin. 1923 weitere Ausdehnung des Bergwerksbesitzes mit dem Erwerb der Gewerkschaft
Messel bei Darmstadt (1954 als “Paraffin- und Mineralölwerk Messel” ausgegliedert, 1959 an die schwedische Ytong AB verkauft; der
ehemalige Braunkohlentagebau Grube Messel gehört heute übrigens als überragender Fossilien-Fundort zum Weltkulturerbe). Ebenfalls
1923 Übernahme wesentlicher Mineralöl-Interessen aus dem Stinnes-Einflussbereich, in diesem Zusammenhang für kurze Zeit Umfir-
mierung in “Hugo Stinnes-Riebeck Montan- und Oelwerke AG”. 1926 Abschluss eines Interessenvertrages mit der I.G. Farbenindustrie
AG, wonach jeder Aktionär seine Aktien 2:1 in I.G. Farben-Aktien tauschen konnte (diese Klausel war übrigens noch bis Ende der 80er
Jahre Gegenstand vielbeachteter Prozesse zwischen beiden Gesellschaften). 1931 übernahmen die Rheinischen Stahlwerke ein großes
Paket Riebeck-Aktien von der I. G. Farben und waren dann mit 87 % Mehrheitsaktionär. 1945 zu Gunsten des Landes Sachsen-Anhalt
enteignet. Nach dem Krieg lagen neben geringfügigem Streubesitz die Riebeck-Aktien wieder bei I. G. Farben (rd. 50 %) und Rheinstahl
(rd. 40 %). 1966 Sitzverlegung von Halle (Saale) nach Frankfurt (Main), Der größte Teil dieser Aktien diente der Abfindung der Aktionäre
der durch Verschmelzung aufgenommenen “Sächsisch-Thüringischen AG für Braunkohlenverwertung” zu Halle a/S. und der “Naumbur-
ger Baunkohlen-AG” zu Naumburg a/S. Schöner G&D-Druck mit einer drucktechnischen Besonderheit: Für den Vorstand trägt die Aktie
eine Faksimile- und eine Original-Unterschrift. Lochentwertet (RB). Nur 3 Stück lagen im Reichsbankschatz. (1)
869.
Actien-Verein für das Steinkohlenwerk zu Gittersee, Dresden
VF+
750 !
Aktie 300 Thaler 13.2.1857 (
R 11
), #451
Abb.
Die Steinkohlenvorräte im Königreich Sachsen (400 Mio. Tonnen) machten im letzten Jahrhundert noch nicht einmal den hundertsten
Teil der Vorräte größerer Reviere aus (Ruhrgebiet: 60.000 Mio. Tonnen, Saargebiet 45.000 Mio. Tonnen). Dennoch wurde auch hier vor
allem im Zwickauer, Lugau-Ölsnitzer und Potschappeler Becken bis weit in unser Jahrhundert hinein Steinkohlenbergbau betrieben.
Nachdem um 1800 bei Gittersee (heute Stadtteil von Dresden) Steinkohlevorkommen entdeckt worden waren, wandelte sich der Ort
vom Bauerndorf zur Bergarbeitergemeinde. 1809 begann der Aufschluss des ersten Schachtes in Niedergittersee. 1837 gründete sich
der Gitterseer Steinkohlen-Bauverein, der drei größere Schachtanlagen betrieb: den Meiselschacht, den Moritzschacht und den Em-
maschacht. Zum Transport der Kohle des Burgker und Gitterseer Reviers entstand 1857 eine später Windbergbahn genannte Koh-
lenbahn, deren Station Obergittersee als Museumsbahnhof erhalten wird. Nach Erschöpfung der meisten Steinkohlevorkommen wur-
de der Abbau 1861 eingestellt. Folgerichtig ging die Ges. bald wieder ein. 1945 führte der kriegsbedingte Kohlemangel zur Suche von
vormals als nicht abbauwürdig angesehenen Gebieten. Umfangreiche Erkundungsarbeiten durch die SAG Wismut stellten Uranerz-
vorkommen in Dresden Gittersee fest. Der Uranbergbau dominierte ab jetzt. 1989 verließ der letzte gefördete Hunt das Gittersee-Ban-
newitzer Abbaufeld. Originalunterschriften. Minimalste Fehlstelle je an der linken und an der rechten unteren Ecke. (100)
870.
Actien-Verein für den Zoologischen Garten zu Dresden
VF
2.500 !
Actie 50 Thaler 8.5.1861. Gründeraktie (Auflage 2000, R 10), #1252
Abb.
Ende 1855 wurde in Dresden ein “Verein für Geflügelzucht” gegründet. Dessen Ausstellungen im Orangeriehaus und später auf der Ostra-Al-
lee begeisterten die Dresdner Bevölkerung und wurden bald um Stelz- und Raubvögel und einige Säugetiere ergänzt. Auf diesem Fundament
bildete sich 1859/60 ein Komitee für einen “Aktienverein für den Zoologischen Garten”, der auch gleich 1860 gegründet wurde. Das Grund-
stück für den Dresdner Zoo im “Großen königlichen Garten” (zwischen Kaitzbach, Poetenweg und der Hoch’schen Wirtschaft) steuerte das
kgl. sächsische Finanzministerium bei. Die Anlage erfolgte durch den Kgl. Hofbaumeister und Generalgartendirektor Peter Josef Lenné. Ab
Ende 1860 zogen die Tiere von der Menagerie des Vereins für Geflügelzucht an der Ostra-Allee in den neuen Zoo um, am 9.5.1861 wurde er
eröffnet. Im 19. Jh. war die Raubkatzenzucht ein besonderer Schwerpunkt, ab der Wende zum 20. Jh. erlangte der Zoo vor allem mit der
Menschenaffenaufzucht und -forschung internationalen Ruf. Erste Krisenanzeichen 1922: Nach Kapitalherabsetzung 2:1 mussten die Aktio-
näre bei der Wiederauffüllung des Kapitals Geld nachschießen; wer das nicht tat, ging seiner Rechte verlustig, die betroffenen Aktien wurden
nicht als “gültig geblieben” abgestempelt. Die Weltwirtschaftskrise bedeutete indirekt auch das Ende für die Dresdner Zoo-Gesellschaft: 1934
verweigerte die Stadt weitere finanzielle Unterstützung, der Aktienverein ging in Konkurs und die Stadt übernahm die Anlagen. 1945 wurde
der Zoo durch Bombenangriffe fast völlig zerstört, konnte aber bereits Pfingsten 1946 wieder eröffnet werden. Die extrem seltene Variante
ohne
den Gültigkeitsstempel von 1922. Wunderschöne Gestaltung mit Tieren aus aller Welt gestaltet von dem Künstler Houng Willinred, in
der Druckplatte signiert. Kupons anhängend, inwendig sieben Übertragungsvermerke bis 1912. Fachgerecht restauriert. (80)
871.
Actien-Verein für den Zoologischen Garten zu Dresden
VF-F 2.500 !
Actie II. Emission 50 Thaler 1.10.1863 (Auflage 1000, R 8), #2828
Abb.
Kapitalerhöhung zur Deckung der höher als geplant ausgefallenen Baukosten. Hochdekorativ, mit phantastischen Tiermotiven vor
der Silhouette des Dresdner Stadtschlosses. Kupons anhängend, inwendig drei Übertragungsvermerke bis 1912. (80)
872.
Actien-Zucker-Fabrik Stendal
VF
130 !
Actie 1.250 Mark 15.6.1892. Gründeremission (Auflage 850, R 8), #597
Abb.
Errichtet 1891 durch Haacke & Schallehn. 1906 wurde das Steffen’sche Brühverfahren eingerichtet. Aktionär durfte nur werden, der
die Landwirtschaft als Eigentümer oder Pächter betrieb und nicht Mitglied einer anderen Zuckerfabrik war. Originalunterschriften u.a.
vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats
von Bismarck
vorderseitig und bei den Übertragungsvermerken auf der Rückseite. Fleckig. (56)
873.
Actien-Zuckerfabrik Alleringersleben
VF+
120 !
Actie 1.500 Mark 1.4.1906 (Auflage 506, kpl. Aktienneudruck, R 10), #161
Abb.
Gründung 1889. Herstellung von Zucker und Sirup, Trocknung von landwirtschaftl. Produkten sowie Herstellung von Ziegeleifabrika-
ten. 1922/23 Umstellung auf Weißzucker-Produktion. Ihr Ende war 1961 die Schließung der innerdeutschen Grenze, als der Ort nahe
dem Grenzübergang Helmstedt-Marienborn im Sperrgebiet zu liegen kam. Breite Jugendstil-Umrahmung.
Nicht
lochentwertet. (56)
874.
Actien-Zuckerfabrik Gommern
VF
900 !
Namensaktie 1.000 Mark 21.7.1891. Gründeraktie (R 10), #485
Abb.
Zuckerfabrik im Südwesten des Jerichower Landes, erbaut 1890/91 von A. Wernicke. Gründung 1891 als AG, später eine GmbH.
Umgebaut 1892/93 von der Fürstl. Stolberg. Maschinenfabrik. Die Fabrik hatte einen eigenen Bahnhof. 1946 als Reparationszah-
lung von den Sowjets abgebaut. Uns sind nur die #211, #251 und #485 bekannt. Aus alter Sammlung. (56)
875.
Actien-Zuckerfabrik Neuhaldensleben
VF-
200 !
Namens-Actie 1.500 Mark 1.10.1884. Gründeraktie (Auflage 420, R 9), #204
Abb.
Eine der größeren Zuckerfabriken der Magdeburger Börde, erbaut von der Braunschweigischen Maschinenbau-Anstalt. 1900 in
eine GmbH umgewandelt. Sehr schöne Umrandung im Historismus-Stil.
Nicht
entwertet, nur etwa 5 Stück sind in dieser Form
seit vielen Jahren bekannt. Aus alter Sammlung. Einrisse hinterklebt. (56)
142
Los Gattung
Grad Ausruf !