Page 61 - Katalog HSK-Auktion XXXII

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365.
Newry Navigation Co.
EF-VF
600 !
1 share à 50 £ 1.8.1834, #83
Abb.
Die “Newry Navigation” im heutigen Nordirland besteht aus zwei Sektionen: Der bereits ab 1703 (nach der Entdeckung von Kohle-
vorkommen am Westufer des Lough Neagh in East Tyrone) projektierten “inland section” und dem ab 1760 gebauten Schifffahrtska-
nal zwischen Newry und der Irischen See. Die 18 Meilen lange “inland section”, erbaut zwischen 1731 und 1742, ist
der überhaupt
erste von Menschenhand geschaffene Kanal
auf den Britischen Inseln und mit seinen 14 Schleusen ein Meilenstein des Kanal-
baus überhaupt. Die Technik brachte der aus Deutschland stammende Architekt Richard Cassels mit, der den Kanalbau im Auftrag
der “Commission of Ireland Navigation” bis 1733 leitete. Die Jungfernfahrt nach Fertigstellung der “inland section” absolvierte 1742
die “Cope of Lough Neagh” mit einer für Dublin bestimmten Ladung Kohle aus East Tyrone. Der 1769 fertiggestellte Schiffskanal zwi-
schen Newry und dem offenen Meer ermöglichte der Stadt Newry dann, sich in der zweiten Hälfte des 18. Jh. zum grössten irischen
Seehafen zu entwickeln. 1787 verlor die “Commission of Ireland Navigation” dann die Aufsicht über die Newry Navigation, welcher
fortan unter der Kontrolle lokaler Behörden stand. Der Kanal war inzwischen in einem beklagenswerten Zustand, erst die 1800 voll-
zogene Abgabe der Verantwortung an den “Directors-General Inland Navigation” ermöglichte 1801-11 eine umfassende Instandset-
zung und Vergrößerung vor allem der Schleusen. 1829 schließlich ging das Unternehmen an die neu gegründete private “Newry Na-
vigation Company”. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. geriet das Unternehmen wieder in große Schwierigkeiten, nicht nur wegen der
aufkommenden Konkurrenz der Eisenbahnen, sondern auch, weil Newry als größter irischer Seehafen inzwischen von Belfast ver-
drängt worden war. Dem begegnete Newry mit der Vergrößerung des Schiffskanals nun für Schiffe bis 5.000 Tonnen. 1901 übernahm
der “Newry Port and Harbour Trust” die Betriebsführung und mühte sich, den Kanal in Betrieb zu halten, doch letztlich ohne Erfolg:
Nachdem schon 1939 das letzte Schiff die “inland section” befahren hatte, wurde sie 1949 stillgelegt, 1956 folgte auch das verblie-
bene kleine Reststück innerhalb der Stadt Newry. Der Schiffskanal zum offenen Meer wurde 1974 stillgelegt, er ist heute ein Para-
dies für Angler. Nachdem das Interesse an Bau- und Industriegeschichte erwachte, werden ausgewählte Teile des einstmals ersten
Kanals der Britischen Inseln seit 1989 restauriert und für die Nachwelt erhalten. Herrlicher Kupferstich auf Kalbspergament. Die gro-
ße Vignette zeigt ein Ruderboot und einen Segelkahn auf dem Wasser, am Ufer eine Burgruine und im Hintergrund einen Gebirgs-
zug. Eine wirtschaftsgeschichtlich höchst bedeutende Rarität, Einzelstück aus einer uralten Sammlung. (88)
366.
Österreich-Kroatische Dampf-Schiffahrtsgesellschaft in Ponte
EF-
100 !
(Austro-hrvatskog parobrodarskog D.D. u Puntu), Punat
Aktie 50 K 1.12.1910 (Auflage 5000), #9174
Abb.
Gründung 1908 in Punto für die Küstenschifffahrt an der kroatischen Adriaküste. 1915 bestand der Schiffspark aus den fünf
Dampfern Frankopan (144 t), Kvarner (144 t), Slavija (234 t), Vitezic (33 t) und Dinko Vitezic (20 t). Äußerst dekorativ, Ansicht einer
Sphinx mit Erdkugel auf einem Felsvorsprung wachend über die Küstengewässer mit Dampfer und aufgehender Sonne, Karte der
kroatischen Adriaküste, Silberdruck mit Nationalfarben rot-weiß-blau, Jugendstil-Umrandung. Unentwertet, mit Kupons ab 1914.
Dieser Jahrgang war zuvor völlig unbekannt, Einzelstück beim Einlieferer. (22)
367.
Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft, Wien
VF-
1.000 !
Aktie 100 Gulden19.7.1881. Gründeraktie (1. Emission, Auflage 150000), #7761
Abb.
Die Alpine Montan-AG entstand 1881 aus der Fusion von zehn Eisenwerken. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie lieferten
sich 1919 zwei italienische Gruppen eine erbitterte Übernahmeschlacht: FIAT und Castiglioni. 1921 ging das FIAT-Paket an Stinnes,
die im Pool mit Castiglioni die Mehrheit erreichten. 1939 Zusammenlegung mit der Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhüt-
ten Hermann Göring. Die entsprechende Umfirmierung wurde 1945 rückgängig gemacht, 1946 verstaatlicht. Heute die VÖEST-Al-
pine. Zweisprachig deutsch/französisch. Äußerst dekorativ mit umlaufenden Abbildungen: Hauer unter Tage, Stahlabstich, Ansicht
des Stahlwerkes, Kohlezug. Von dieser finanzgeschichtlich bedeutendsten Aktie der Donaumonarchie waren bis vor einem Jahren
nur die extrem seltenenen Gründeraktien der 2. Emission bekannt, ausgegeben am 19.9.1881. Die Gründeraktie der 1. Emission
war dagegen bis dahin völlig unbekannt. Museale Rarität, von der uns überhaupt nur ein einziges weiteres Stück bekannt ist. (57)
368.
Österreichisch-Ungarische Bank, Wien
VF
500 !
Aktie 600 Gulden 1.1.1880, #103779
Abb.
Die Österreichisch-ungarische Bank wurde als einzige Notenbank der k.u.k. Monarchie errichtet mit österreichischem Gesetz vom
27.6.1878 u. mit ungarischem Gesetzesartikel XXV vom Jahr 1878. Sie erhielt von beiden Ländern unter Verzicht auf das beiden
Staaten zustehende Recht zur Errichtung einer eigenen Notenbank auf zunächst 10 Jahre (später mehrfach verlängert) das Noten-
privilegium. 1887 wurde das Privilegium auf Bosnien und Herzegovina ausgedehnt. Die Bank ging aus der Umgestaltung der priv.
Oesterr. Nationalbank hervor, die durch kaiserliches Patent vom 1.6.1816 ebenfalls als Aktien-Gesellschaft ins Leben gerufen wor-
den war (zu deren Aktionären ausweislich einer erhaltenen Aktie 1819 auch Ludwig van Beethoven gehörte). Bei Gründung dieser
Bank hatten die Aktionäre ihre Einzahlung auf das Kapital von 55,66 Mio. Gulden nur mit 1/11 in Konventionsmünze zu leisten, die
übrigen 10/11 wurden in Staatspapiergeld gezahlt. Zur Ordnung der Geldverhältnisse wurde das stark entwertete Staatspapiergeld
dann sofort eingezogen und in eine fundierte Schuld des Staates an die Bank umgewandelt (bis 1870 vollständig zurückgezahlt).
In anderer Gestalt machte die Regierung aber neue Schulden bei der Bank, so dass diese im Jahr 1848 bei einem Notenumlauf von
214 Mio. Gulden nur noch 65 Mio. in bar und 54 Mio. Gulden in Wechseln besaß, die Schuld des Staates betrug 126 Mio. Gulden.
Es rächte sich jetzt, dass nach den Statuten von 1817 und 1841 überhaupt keine Deckungsvorschriften für den Banknotenumlauf
verankert waren. Die daraus folgende Abnahme des Vertrauens in die Bank führte im April 1848 zu einem Ausfuhrverbot für Gold-
und Silbermünzen und zur Einstellung der Barzahlungen (=Umtausch der Banknoten in Metallgeld). Am 22.5.1848 wurde der
Zwangskurs für den Notenumtausch eingeführt, seitdem ist Österreich bei der Papiergeldwirtschaft geblieben. Erst 1858 wurde ei-
ne Drittel-Deckung eingeführt, die bei Verleihung des 3. Privilegiums 1862 durch die direkte Kontingentierung nach dem System der
Peel’schen Bankakte ersetzt wurde: der Notenumlauf von 200 Mio. Gulden musste bankmäßig gedeckt sein, jeder überschießen-
de Betrag in Gold und Silber. Mit dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie ging auch die Österreichisch-ungarische Bank ihrem
Ende entgegen: zunächst weiter als Geldquelle und währungspolitisches Instrument von der Regierung benutzt, war sie nach dem
Vertrag von St. Germain mit Ablauf des Privilegiums am 31.12.1919 zu liquidieren. Zunächst behalf sich dann die österreichische
Regierung mit dem Provisorium der “österreichischen Geschäftsführung der Österreichisch-ungarischen Bank”. Der unaufhaltsam
fortschreitende Währungsverfall bewog die Regierung Seipel dann im Juni 1922 zu einem Finanz- und Sanierungsplan, in dessen
Rahmen die Errichtung einer neuen Notenbank vorgesehen war, nämlich der noch heute existierenden Österreichischen National-
bank, die an die Stelle der Österreichisch-Ungarischen Bank trat. Das Stück ist unter den bekannten Bankaktien dieser Welt eines
der währungsgeschichtlich bedeutendsten Wertpapiere. Zweisprachig deutsch/ungarisch. Äußerst selten. (45)
369.
Osteuropa - Konvolut (48 Stücke)
EF-VF
200 !
Lot
41 bulgarische Aktien und Obligationen, 4 serbische Aktien und 3 Versicherungspolicen.
Abb.
Sofioter Kooperiv Bank, SV. Gueorgui S.A. pour L’Industrie Textile, AG für keramische Industrie”Tundscha”, Bank de Tabak “Plovdiv”, Ban-
que Bulgare de Commerce, Pensionerskaja Kooperat. Banka, Iujnobulgarska Banka, S.A. Bulgare pour le Commerce et L’Industrie “Belo
Morje”, “ZORA” Handels- und Industrie-AG, 2 x AG “Gabrowo”, Mazedonische Kooperat. Banka, Soc. Centrale de Construction “Sre-
detz”, Rodopi Wood-Industry Co., Banque Nationale Macedonienne, Rückversicherungs-Ges. “Balkan”, Kooperative “Dynamo”, König-
reich Bulgarien 1909, Banque Commercialle de Plevna, AG “Napredak”, “Melta” AG (Dörrobst und Gemüse), 3 x Industrie-AG “Topola”
(1er, 5er, 20er Aktie), “Sedinenitsch Kolonisten”, Bulgarische Ges. “Rotes Kreuz”, Assenovetz Fabrique de Bière S.A., Kooperative “Sae-
dinenie”, Lowetschka Popularna Banka, Sofjoter Popularna Banka, AG “Moderna Banja”, Bank D.A. Burov & Co. AG, Gloschenskaja Po-
puljarna Banka, Sojus na Populjarna Banka, “Kommerzium” AG für Handel (Einfuhr von Kraftwagen), 3 x Bulgarische Handels-AG in Rust-
schuk (Vertreter für Brennabor Fahrräder Brandenburg, für Pumpenfabrik Siemen und Hirsch, Itzehoe) von 1912, 1925, 1941, 3 x Bulgari-
sche Staatsanleihe von 1903, 1905, 1907, Jasenicka Zadruga (Jasenicer Genossenschaft), Arangjelovac (Serb.), Pecer Handels-Industri-
bank, Pec (Ipek, Serb.), Boljevacer wirtschaftliche Bank, Boljevac (Serb.), Homoljska privredna Banka Homoljer Wirtschaftbank, Zagubica
(Serb.), 3 Policen der Balkan-Versicherung. Fast alle Stücke mit tollen farbigen Abbildungen, z.T. im Jugendstil gestaltet. (74)
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Los Gattung
Grad Ausruf !