Page 189 - Katalog HSK-Auktion XXXII

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1128.
Ravensberger Spinnerei, Bielefeld
VF
240 !
Actie 200 Thaler 1.4.1856. Gründeraktie (Auflage 5000, R 6), #2003
Abb.
Gründung 1855. Einst die größte Flachsspinnerei des Kontinents mit Flachs- und Werggarnspinnereien in Bielefeld und Wolfen-
büttel (1995 niedergebrannt) und Bleichanlage in Ummeln. 1988 in Konkurs gegangen, 1994 als “Ravensberger Bau-Beteiligun-
gen AG” reaktiviert, zugleich Sitzverlegung zunächst nach Grünwald, 1998 nach München und 1999 nach Berlin. Bis heute bör-
sennotiert, gerade wird wieder einmal versucht, den Börsenmantel zu reaktivieren. Äußerst dekorative Aktiengestaltung mit gro-
ßer Fabrikansicht und floralen Motiven. Der bedeutende Industrielle
Hermann Delius
, dessen Originalsignatur die hier angebote-
ne Aktie ziert, war der eigentliche Gründer der Ravensberger Spinnerei. 1837/38 war Delius zur Ausbildung in London bei “Long-
dell & Comp.” und in Irland. Nach seiner Rückkehr nach Bielefeld kämpfte er für eine “vollständige Umstellung” des Leinenge-
werbes. Ferdinand Kaselovsky, der die Aktie ebenfalls signierte, leitete die Firma über 16 Jahre lang als technischer Direktor. Als
Absolvent des Berliner Gewerbeinstituts, orientierte er sich stark an den industriellen Neuentwicklungen des Auslandes. 1864 im-
portierte er für die Ravensberger Spinnerei Maschinen und engagierte Aufseher und Vorarbeiter aus England.
Nicht
entwertet. (97)
1129.
Rentenbank für die Provinz Westfalen, die Rhein-Provinz
EF-VF
125 !
und die Provinz Hessen-Nassau, Münster
3,5 % Rentenbrief Lit. J. 75 Mark 1.10.1884 (R 10), #408
Abb.
1850 wurden in den preussischen Provinzen (mit Ausnahme der linksrheinischen Landesteile) Rentenbanken eingerichtet. Mit ih-
rer Hilfe sollte die Landbevölkerung erleichterten Zugang zu Krediten erhalten, zugleich sollten die durch die Bauernbefreiung ih-
rer Grundherren ledig gewordenen Landbesitzer vor überhöhten redit- und Zinsforderungen der ehemaligen Großgrundbesitzer
geschützt werden. Schönes Stück mit vielen Wappen, Originalunterschriften, gedruckt auf eigens dafür hergestelltem Wasserzei-
chenpapier. Mit Restkupons. Nur zwei Stücke sind bekannt (#407 + #408). (98)
1130.
Rentenbank für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Königsberg
EF-VF
150 !
3,5 % Rentenbrief Lit. J. 75 Mark 2.1.1898 (R 10), #1394
Auf Grund des Gesetzes vom 2.3.1850 unter Garantie des Staates errichtetes öffentliches Bankinstitut. Rentenbanken wurden in
Deutschland im 19. Jh. im Rahmen der Bauernbefreiung als öffentliche Kreditinstitute gegründet. Sie dienten zur Ablösung der
bäuerlichen Natural- und Dienstleistungen gegenüber dem Grundherrn, indem dieser mit Rentenbriefen (staatlichen Schuldver-
schreibungen mit Verzinsung und Tilgung durch Geldrenten) abgefunden wurde. Die Rentenbanken wurden 1928 aufgelöst. In
Preußen übernahm die neugegründete Preußische Landesrentenbank (später Deutsche Landesrentenbank) ihre Aufgaben. Die au-
ßerpreußischen Rentenbanken wurden von Landeskreditkassen und Landeskultur-Rentenbanken übernommen. Mit restlichem
Kuponbogen. Nur das eine Stück wurde bereits vor einigen Jahren gefunden. (98)
1131.
Rheinische Bau-Gesellschaft, Köln
EF-VF
180 !
Actie 300 Mark 23.3.1872 / 1.8.1899. Gründeremission (Auflage zuletzt noch 6861, R 7). #5776
Abb.
Bei ihrer Gründung 1872 übernahm die Gesellschaft ein 500.000 qm Terrain in Chemnitz-Gablenz (von dem bis zur Liquidation
1909 weniger als die Hälfte verkauft war), außerdem besaß sie in Köln die Königin-Augusta-Halle (55 Wohnhäuser, 3.372 qm
Grundfläche) und weitere 5 Häuser, ferner 6 Villen und ein Bauterrain am Hafen von Ehrenbreitstein. Auch war sie an der Barmer
Immobilien-Ges. erst beteiligt und übernahm diese dann 1906 komplett mit ihrem ganzen Vermögen. In einem Prozess gegen die
Stadt Köln, der wegen zuviel erhobener Kanalgebühren angestrengt wurde, unterlag die Gesellschaft in allen Instanzen, obwohl
“die gute Verkehrssitte eine Rückzahlung ohne Aufforderung erfordert hätte”. In Köln börsennotiert. 1909 wurde die Liquidation
beschlossen. (81)
1132.
Rheinische Bauernbank AG, Köln
EF
150 !
Aktie 1.000 RM Juli 1931 (Auflage 500, R 10), #468
Abb.
Gegründet 1906 als “Bank des Rheinischen Bauernvereins AG”. Betrieb von Bankgeschäften aller Art, insbesondere die Pflege
des ländlichen Geschäfts. 1922 Fusion mit der Westdeutschen Landbank AG in Mönchengladbach und Umfirmierung wie oben.
Die Gesellschaft stellte Ende 1931 ihre Zahlungen ein. Am 20.2.1932 Zwangsvergleich, wonach alle Gläubiger mit Forderungen
bis 500 RM sowie solche, die ihre Forderungen von bis zu 800 RM auf 500 ermäßigen, gegen Verzicht auf Zinsen voll befriedigt
werden. Alle übrigen Gläubiger sollten unter Verzicht auf Zinsen 80% ihrer Forderungen in Raten erhalten. 1933 wurde die Rhei-
nische Bauernbank AG liquidiert und der Geschäftsbetrieb gegen eine Vergütung von 5.000 RM an die Bank für Landwirtschaft
AG zu Berlin veräußert. Faksimilesignatur des Freiherrn von Lüninck als Aufsichtsratpräsident der Gesellschaft (Präsident der
Landwirtschaftskammer der Rheinprovinz und Geschäftsführer des Rheinischen Bauernverbandes). (55)
1133.
Rheinische Elektrizitäts-AG, Mannheim
VF-
90 !
4,5 % Genussrechtsurkunde 100 RM 1.12.1925 (R 10), #463
Gründung 1897 als Rheinische Schuckert-Gesellschaft für elektrische Industrie AG durch die Elektrizitäts-AG vorm. Schuckert &
Co. in Nürnberg. Schnell übernahm die Gesellschaft eine führende Rolle in der Stromversorgung Südwestdeutschlands und des
Rheinlandes. 1917 Umfirmierung in “Rheinische Elektrizitäts-AG”. In Berlin, Frankfurt und Mannheim börsennotiert. 1940 wurde
das jahrzehntelang wichtigste Aktivum erworben: die Schnellpressenfabrik AG Heidelberg (heute Heidelberger Druckmaschinen).
Später wurde die Rheinelektra eine wichtige Zwischenholding im RWE-Konzern. 1997 mit der in gleicher Funktion tätigen Lah-
meyer AG, Frankfurt/M. verschmolzen. Lochentwertet (RB). Einzelstück aus dem Reichsbankschatz. Fleckig. (36)
1134.
Rheinische Holz-Industrie AG, Eichelscheid (Pfalz)
EF-VF
180 !
Aktie Ser. A 1.000 Mark 15.3.1922. Gründeraktie (Auflage 5000, R 10), #4102
Abb.
Gründung 1921 durch Saarbrückener Bank-Kreise. Betrieb eines Säge-, Hobel- und Holzbearbeitungswerkes im pfälzischen Ei-
chelscheid und Handel mit bearbeitetem und unbearbeitetem Holz. Zweigniederlassung in Saarbrücken unter der Fa. Wessler &
Co. 1925 bereits wieder in Liquidation. Sehr dekorativ, Vignette mit Waldansicht. Mit Kupons 2 uff. (82)
1135.
Rückversicherungs-Verein der Nieder-Rheinischen Güter-Assecuranz-Gesellschaft, Wesel
VF-F
300 !
Nominal-Actie 300 Thaler 1.3.1844 (Auflage 2000, R 9), #607
Abb.
Die Gesellschaft hat eine ungewöhnliche Entstehungs-Geschichte: 1868 gründete die seit 1840 bestehende Nieder-Rheinische
Güter-Assecuranz ihr Rückversicherungs-Geschäft derart aus, dass jeder Aktionär kostenlos für die von ihm gehaltenen Aktien
die gleiche Anzahl Aktien des Rückversicherungs-Vereins erhielt. Dies geschah ohne jede Einzahlung auf die Aktie, es bestand le-
diglich die durch Solawechsel unterlegte Verpflichtung, den Nennbetrag bei Bedarf einzuzahlen. Aktionär des Rückversicherungs-
Vereins konnte nur sein, wer zugleich Aktionär der Nieder-Rheinische Güter-Assecuranz-Gesellschaft war. Erst 1913 wurde der
Rückversicherungs-Verein rechtlich selbständig und als “Vesalia” Versicherungs-AG im Handelsregister eingetragen, zugleich wa-
ren auf die Aktien 10 % und 1918 noch einmal 15 % Einzahlung zu leisten. 1924/25 traten bei Erst- und Rückversicherungsge-
sellschaft in der gerade erst aufgenommenen Kollektivversicherung große Verluste ein, das Reichsversicherungsamt verbot da-
raufhin den Abschluß neuer Verträge. Im März 1925 Konkurseröffnung. Da die Aktien nur zu 25 % eingezahlt waren, forderte der
Konkursverwalter die Vollzahlung. Die meisten Aktionäre weigerten sich und die Sache wurde in einem Musterprozeß bis zum
Reichsgericht durchgefochten. Äußerst dekorativ, mit fünf sehr schönen Vignetten, Lithographie von I. Bagel in Wesel. Original-
signaturen. Alte Tesahinterklebungen wurden fachmännisch entfernt, und kleine Randverletzungen ausgebessert. (98)
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Los Gattung
Grad Ausruf !